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Zum Jahreswechsel 2012

Ein paar Gedanken zum Jahreswechsel

manfred swZwei Jahrzehnte leite ich, Manfred Rader, die musikalischen Geschicke der Jagdhornbläser Håhnberg-Steuerberg. In dieser Zeit habe ich viele innovative Ideen entwickelt, habe die Jagdhornbläsermusik für eine breitere Öffentlichkeit „hörbarer“ und „verstehbarer“ gemacht, habe das Image der Jäger damit aufpoliert und habe so manche Komposition oder manches Arrangement für meine Bläser und für alle, die daran interessiert sind, geschrieben. Den Jahreswechsel nehme ich nun zum Anlass einmal öffentlich darüber nachzudenken, was ich mit meiner Arbeit erreichen möchte.

Die Tradition hoch zu halten scheint vordergründig ein wichtiger Faktor zu sein, wenn Idealismus – und nur durch diese eigene Ausbeutung funktioniert Vereinsleben – und Einsatzbereitschaft eingesetzt werden, um eine Gemeinschaft weiter zu bringen. Immer wieder haben sogenannte Traditionswächter Kritik an Neuerungen geübt. Sei es, dass der Gebrauch von Ventilhörnern, die heute bereits von vielen JagdhornbläserInnen geschätzt und gerne gespielt werden, nicht tradierten Maßstäben entsprechen, dass neue Klangformen ausprobiert werden, dass Instrumentierungen mit Schlagwerk abgelehnt werden und vieles mehr. Diesen Menschen möchte ich zu bedenken geben: Eine Tradition kann nur aufrechterhalten werden, wenn sie lebt, also sich weiterentwickeln darf, wenn Grenzen ausgelotet werden dürfen und wenn diese Bemühungen auch entsprechend gewürdigt werden. Eine Tradition nur im alten Gewand zu pflegen wird über kurz oder lang dazu führen, dass sie ausstirbt und in Vergessenheit gerät.

Die Musik ernst zu nehmen, ist ein zweites Anliegen, welches ich verfolge und dem ich mich verpflichtet fühle. Wir, die Jagdhornbläser, sind in der überwiegenden Anzahl „nur“ Laien, die sich zusammenfinden, um jagdliche Musik zu pflegen. In einer Zeit der Playbacks, klanglichen Bedudelung und musikalischen Verkaufsunterstützung ist unsere Tätigkeit ehrlich und ursprünglich. Das soll uns Selbstbewusstsein geben, um in der Öffentlichkeit unsere Präsenz auch einzufordern. Wir werden zwar nicht alle von unserer Musik überzeugen, aber so wir diese professionell und mit innerlicher Überzeugung präsentieren, wird sie die Herzen der Zuhörerschaft erreichen und einen entsprechenden Widerhall erhalten. Lasst uns stolz auf das sein, was wir bieten.

Auch kann ich die männliche Dominanz, welche in unseren Reihen von vielen Jagdhornbläsergruppen gepflogen wird, nicht verstehen. Wir haben grundlegend vor dem Gesetz her alle gleiche Rechte und gleiche Pflichten als Staatsbürger, warum kann das nicht auch im Bereich der Jagd und Jagdmusik funktionieren? Es ist mir ein Bedürfnis diesen Gendergedanken zur ehrlichen Diskussion zu stellen. Denn „wir sind alle gleich und niemand ist gleicher“!

Zuletzt will ich noch allen danken, die sich für unsere Musik einsetzen. Nur durch Gemeinschaft und vereinte Kraftanstrengungen ist ein Fortschritt möglich. Vielleicht nehmen sich auch einige zu wichtig und glauben, dass ihre Meinung die einzig richtige ist. Lassen Sie uns in gegenseitiger Achtung und Wertschätzung nebeneinander existieren. Alle können beitragen die beste aller möglichen Jagdhornbläserwelten entstehen zu lassen. Diktatorisches Agieren sollte auf jeden Fall abgelehnt werden.

In diesem Sinne wünsche ich allen BesucherInnen unserer Homepage und allen MusikkollegInnen und JägerInnen
ein geruhsames Weihnachtsfest, einen guten Anblick auch im nächsten Jahr, friedliche Koexistenz und das Wichtigste: Gesundheit!

Horn auf! Blast an!